Der Workflow bietet die Möglichkeit Materialen aus Materiallisten der Drucksoftware zu importieren und direkt in der Produktion zu verwenden. Erfahren Sie in diesem Artikel,
- welche Kriterien für die Anlage von Materialien auf verschiedenen Ebenen im Prozess erfüllt werden müssen,
- welche Drucksysteme Materiallisten liefern,
- wie Sie auf Materiallisten in Drucksystemen zugreifen und diese im Workflow importieren können und
- welche Möglichkeiten Sie im Workflow für Drucksystem besitzen, die keinen direkten Zugriff auf Materiallisten anbieten.
1. Allgemeine Vorgehensweise
Materialien sind in der Regel in ERP-Systemen angelegt und dort mit der Lagerverwaltung verbunden. In ERP-Systemen werden Materialien in kaufmännischer Hinsicht wie, Preis, Gewicht, Verpackungsgröße, Lieferant, Breite, Höhe/Länge, Rollen- oder Bogenmaterial u.dgl. angelegt und dienen dort vorwiegend der Kalkulation sowie der automatisierten Materialbeschaffung.
In Drucksystemen müssen Materialien in produktionstechnischer Hinsicht angelegt werden. Unter produktionstechnischen Parametern versteht man dabei beispielsweise den Druckkopfabstand, die zu verwendende UV-Leistung, die Zufuhr- und Abfuhrgeschwindigkeit bzw. die Trocknungsleistung. Die Einstellungen für ein Material werden vom Druckoperator ausgetestet und schlussendlich als Set von Parametern für ein Medium abgespeichert. All diese Einstellungen können sich unter anderem auch auf die Profilierung auswirken.
In Workflowsystemen haben Materialien drei Funktionen. Einerseits dienen die Größen von Materialien als Vorlage für die Berechnung für den Montage-Editor und andererseits müssen teilweise Eigenschaften des Materials, wie die Materialverzerrung, welche sich aus der UV-Leistung ergibt, beim Rendern berücksichtigt werden. Als dritte Funktion soll die Material-ID des Drucksystems im Jobticket für den Produktionsauftrag übergeben werden, sodass der Druckjob nur noch vom Druckoperator in die Queue gestellt werden muss.
Aus dieser Betrachtung heraus gehen wir im Workflow davon aus, dass Materialien zuerst in produktionstechnischer Hinsicht am Drucker angelegt und dann für den Workflow verfügbar gemacht werden sollen.
Gehen Sie beim Anlegen von Materialien also immer wie folgt vor:
- Anlage in der Druckersoftware – legen Sie das Material in der Druckersoftware an und hinterlegen Sie die dafür zu verwendenden produktionstechnischen Parameter. Notieren Sie sich die interne Material-ID, welche das Drucksystem automatisch dafür vergibt, wenn kein Materialimport möglich ist.
- Wahl der korrekten Bezeichnung – benennen Sie das Material in der Druckersoftware so, wie Sie es in Ihrem Prozess verwenden. Dabei kann es sich um die Materialnummer aus dem ERP-System handeln, um die Bezeichnung des Materials aus dem ERP-System, sowie auch nur um die Angabe einer Dimension oder eine interne Bezeichnung – aus historischen Gründen – für die Produktion.
- Im Workflow verfügbar machen – legen Sie im Workflow das Material entweder manuell oder durch Import aus der Materialliste vom Drucksystem an. Achten Sie dabei darauf, dass die Bezeichnung für das Material identisch ist. Beim Importieren wird automatisch die korrekte Bezeichnung übernommen, beim manuellen Anlegen sollten Sie hier unbedingt auf exakt übereinstimmende Namen achten.
- Kategorisieren des Materials – weisen Sie dem Material eine Materialkategorie zu. Unterstützt die Druckersoftware beim Anlegen des Materials bereits Materialkategorien, so werden diese auch beim Importieren übernommen. Stellt das Drucksystem keine Materialkategorie zur Verfügung, dann legen Sie diese entsprechend Ihrer Struktur manuell an.
- Material im Workflow mit dem Drucksystem verbinden – verbinden Sie das Material mit dem Drucker, indem Sie das Drucksystem für die Materialausprägung auswählen und die Material-ID aus dem ersten Schritt eingeben. Wurde das Material von der Materialliste des Druckers importiert, sollte die Verbindung zur Material ID im Drucksystem bereits erfolgt sein.
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Werte für Fallback definieren – damit in automatisierten Umgebungen bei fehlenden Informationen der Workflow die Aufgaben erledigen kann, müssen Fallback Mechanismen eingebaut werden. Sie müssen folgende Fallback-Mechanismen definieren:
- für jede Materialkategorie muss ein Standardmaterial festgelegt werden
- für jedes Material muss eine Materialausprägung als Standard festgelegt werden
- für jedes Material muss eine Farbstrategie als Standard festgelegt werden
- optional sollte noch für jede Materialausprägung die Material-ID für das Drucksystem hinterlegt werden. Wird keine ID vergeben, so wird die Standard-ID – für Drucksysteme von Durst wäre es »999« – für das Drucksystem an den Ducker übergeben.
Nachfolgend wird beschrieben, wie Anwender Materialien importieren können (siehe Punkt 3 obere Liste). Da dies oft unterschiedlich vor sich geht erfolgt die Beschreibung pro Drucksystem.
2. Materialien von Durst-Drucksystemen importieren
Um Materialdaten an den Workflow zu übertragen wird grundlegend der Analytics Collector benötigt. Doch was genau bedeutet das? Der Analytics Collector stellt die Sammelstelle von Daten auf Seiten des Druckers dar. Durch die Registrierung des Workflows am Collector können Daten vom Analytics Collector an den Workflow übertragen werden. Im Folgenden werden wir diesen Vorgang für die Durst Drucksysteme Tau, Rho-, Delta-, SPC- und P5, welche an den Analytics Collector angebunden werden können, näher betrachten.
2.1. Voraussetzungen - Analytics Anbindung
Tau, Rho, Delta, SPC und P5-Drucksysteme bieten Ihnen die Möglichkeit die bereits in der Druckersoftware angelegten Materialien in den Workflow zu importieren. Damit dies möglich ist, muss das Service Durst Analytics am Drucksystem installiert und auch aktiviert sein. Durch die Anbindung wird die Datenbank des jeweiligen Drucksystems überwacht und Änderungen an Materialien an den Workflow gemeldet, sodass immer die aktuelle Materialiste für den Import bereitgestellt wird.
Durst Analytics Anbindung
Wie bereits erwähnt wird diese Verbindung verwendet, um auf die Materialien des Druckers im Workflow zugreifen zu können. Damit können schlussendlich ausgewählte Materialien importiert werden sie für die Kennzeichnung in der Ausgabe zu mappen.
Um die Materialien eines Druckers in den Workflow zu importieren und zu mappen gehen Sie generell folgendermaßen vor:
- Überprüfen Sie, ob für das Drucksystem ein Durst Analytics Collector installiert ist - sollte dem nicht so sein, wenden Sie sich bitte an Ihren Vertriebspartner!
- Ist ein Collector installiert notieren Sie sich die IP-Adresse des Analytics Collectors.
- Registrieren Sie den Workflow am Analytics Collector (das kann über den Workflow in Administration > Drucker im Drucker bearbeiten-Dialog abgebildet werden) - siehe Abschnitt 2.2.
- Wählen Sie In Administration > Material > Drucker Materialien importieren den Drucker aus und importieren Sie das ausgewählte Material im Workflow. Sollte ein ähnliches oder das selbe Material schon im Workflow existieren, können Sie auch die Materialbezeichnung mit dem bestehenden Materialnamen im Workflow verbinden. Es gibt drei Möglichkeiten um Materialen in den Workflow zu importieren. Diese werden in Abschnitt 2.3. näher erläutert.
- Beim Übertragen eines Druckauftrages an den Drucker wird die zu verwendende Material-ID in das Jobticket geschrieben, sodass der Druckoperator bereits einen vollkommen vordefinierten Druckauftrag vorfindet.
Analytics Collector am Drucker registrieren
Durch die Registrierung des Druckers am Analytics Collector steht die Möglichkeit zur Verfügung auf die Materialliste im Drucker zuzugreifen und ausgewählte Materialien in den Workflow zu importieren oder mit bereits existierenden Materialien zu verbinden. Gehen Sie folgendermaßen vor, wenn Sie den Workflow am Analytics Collector des gewählten Druckers registrieren wollen:
- Wechseln Sie in das Menü Administration > Drucker.
- Wählen Sie +Neu oder Bearbeiten aus der Aktionsleiste aus, um einen neuen Drucker anzulegen oder einen ausgewählten Drucker zu bearbeiten.
- Geben Sie im Feld Analytics Collector IP/Port [1] die IP Adresse des Analytics Collector und Port 8083 [4] ein.
- Registrieren Sie den Workflow am Analytics Controller durch Klick auf das Symbol [3] »Verbindung aufbauen und Registrierung herstellen. Daten werden synchronisiert.«. Kann die Verbindung hergestellt werden, so beginnt der Analytics Controller damit Daten auch an den Workflow zu übertragen. Wenn die Verbindung korrekt aufgebaut wurde, wird darunter der Druckertyp [2] angezeigt und es erscheint ein Symbol zum Trennen der Verbindung [5]. Darüberhinaus werden die Felder Seriennummer, Softwareversion und Drucker Firmware automatisch ausgefüllt. Wird eine ungültige IP-Adresse oder ein ungültiger Port eingegeben, kann keine Registrierung hergestellt werden.
- Stoppen Sie den Datenfluss vom Analytics Controller zum Workflow durch Klick auf das Symbol [5] »Verbindung trennen und Registrierung aufheben. Bitte führen Sie diesen Schritt unbedingt vorher durch wenn Sie die IP-Adresse ihres Analytics Collectors oder des Durst Workflow-Rechners ändern möchten!
- Klicken Sie auf Speichern.
Abbildung 1: Der Dialog Drucker bearbeiten für einen Durst Drucker mit Analytics
2.2. Material importieren
Nachdem der Workflow am Analytics Collector registriert worden ist, wird die vollständige Materialliste des Druckers an den Workflow weitergegeben. Nachfolgend werfen wir einen genaueren Blick auf den Einstellungsbereich Materialverwaltung welcher in drei Reiter gegliedert ist. Dem Aufbau der Reiter folgend, können Sie die gewünschten Materialien einfach aus der Druckerliste eines Ihrer Durst-Drucksysteme in den Workflow importieren. Gehen Sie dazu folgendermaßen vor:
- Wechseln Sie in das Menü Administration > Material.
- Es wird dadurch die Materialverwaltung für den Workflow geöffnet.
- Navigieren Sie in den Reiter Drucker Materialien importieren, dieser ist wiederum in drei Einstellungsbereiche gegliedert:
- Workflow Materialien [7] - in diesem Bereich werden alle Materialien, welche bereits mit dem gewählten Drucker verbunden sind, aufgelistet.
- Material importieren [8] - in diesem Bereich können Sie ein zu importierendes Druckermaterial und einen Import-Modus auswählen.
- Materialbeschreibung und Klassifikation [9] - in diesem Bereich kann bestimmt werden, wie das zu importierende Material in der Materialverwaltung des Workflows angelegt werden soll.
Abbildung 2: Die Einstellungsbereiche der Materialverwaltung
- Wählen Sie den gewünschten Drucker [10] aus der Auswahlliste im Reiter Workflow Materialien.
- Kontrollieren Sie welche Materialien bereits im Workflow für den gewählten Drucker verfügbar sind. Materialien, welche für den Drucker verfügbar sind, können entweder manuell im Workflow angelegt und verknüpft worden sein (lesen Sie mehr dazu in diesem Artikel) oder durch den Import einer Materialliste eines Druckers importiert worden sein. Ob es sich um ein importiertes Druckermaterial handelt wird Ihnen durch das Zeichen "*" [11] in der Liste angezeigt.
Abbildung 3: Der Einstellungsbereich Workflow Materialien mit einem ausgewählten Drucker und importierten so wie manuell verknüpften Materialien
- Navigieren Sie nun zum Reiter Material importieren [7], um die Materialen, welche durch den Analytics Collector vom Drucker in den Workflow übertragen werden aufzulisten.
- Wählen Sie aus der Material-Auswahlliste [12] das zu importierende Druckermaterial aus.
- In der Auswahlliste Import-Modus [13] können Sie zwischen drei Import-Modi wählen:
- Material und Materialausprägung anlegen: Anlegen eines neuen Materials und einer neuen Materialausprägung.
- Zu bestehendem Material und Materialausprägung mappen: Zuweisung des zu importierenden Materials zu einem bereits bestehenden Material und Materialausprägung. Bei dieser Option wird eine textbasierte Ähnlichkeitssuche, welche sich auf den Namen des ausgewählten Materials bezieht, vorgenommen.
- Zu bestehendem Material mappen und neue Materialausprägung anlegen: Zuweisung des zu importierenden Materials zu einem bereits bestehenden Material und anlegen einer neuen Materialausprägung. Bei dieser Option werden alle bereits bestehenden Materialkategorien vorgeschlagen.
- Bestimmen Sie, ob das Material als neues Workflow Material angelegt oder zu einem "verwandten" Material gebunden werden soll. Im letzteren Fall grenzen Sie die Liste der Verwandten Materialien über das Suchfeld ein [14] und wählen das gewünschte Material über den Radiobutton [15] aus.
Abbildung 3: Der Einstellungsbereich Material importieren mit dem aufgeklappten Menü für die drei verfügbaren Import-Modi und ausgewähltem Modus »Zu bestehendem Material mappen und neue Materialausprägung anlegen«
- Im Einstellungsbereich Materialbeschreibung und Klassifikation bestimmen Sie nun noch weitere Definitionen für das zu importierende Material bzw. die Materialausprägung.
- Je nachdem ob Sie im vorherigen Schritt den Import-Modus »Material und Materialausprägung anlegen« oder »Zu bestehendem Material mappen und neue Materialausprägung anlegen« gewählt haben, ist es möglich verschiedene Bereiche dieses Einstellungsbereichs auszufüllen. Die Informationen welche mit einem roten Sternchen [16] markiert sind obligatorisch.
- Abhängig von Ihrer gewählten Option schließen Sie den Vorgang durch Klick auf die Importieren-Schaltfläche [17] ab, oder für den Import-Modus »Zu bestehendem Material und Materialausprägung mappen« über die Schaltfläche Gewähltes Material verwenden.
Import-Modus »Zu bestehendem Material und Materialausprägung mappen«
Bei diesem Import-Modus ist der Reiter Materialbeschreibung und Klassifikation nicht auswählbar, da alle notwendigen Daten schon im Reiter Material importieren bestimmt werden.
Abbildung 4: Der Einstellungsbereich Materialbeschreibung und Klassifikation für ein zu importierendes Material
- Sobald Sie das gewünschte Material importiert haben, finden Sie es im Reiter Workflow Materialien [18]. Weitere Informationen zur Materialkategorie, Material und Materialausprägungen finden Sie im Artikel Allgemeines.
- Das Material kann nun für die Profilierung herangezogen werden.
Abbildung 5: Die Materialverwaltung mit gewähltem Reiter Workflow Materialien und ausgewähltem Material sowie Materialausprägung
- Bevor Sie die Materialverwaltung verlassen sollten Sie noch
- für jede Materialkategorie ein Standardmaterial durch Klick auf Als Standard setzen [20] im Einstellungsbereich Material festlegen
- für jedes Material die benötigten Materialausprägungen im gleichnamigen Einstellungsbereich [19] anlegen
- für jedes Material eine Standardmaterialausprägung durch Klick auf Als Standard setzen [22] im Einstellungsbereich Materialausprägung festlegen
- die Materialausprägung durch Klick auf Mit Drucker verknüpfen [21] mit dem Drucksystem verbinden.
Ein Material kann nach dem Import nicht für die Produktion verwendet werden
Beachten Sie, dass die Verwendung des Materials für einen Druckauftrag erst dann erfolgen kann, wenn eine Profilierung durchgeführt wurde und somit dem Material eine Farbstrategie zugewiesen wurde. Informationen zur Durchführung einer Profilierung finden Sie im Artikel Profilierung durchführen.
Abschließen der Materialdefinition
Nach dem Import und dem Setzen der Fallback Standards kann das Material für die Profilierung verwendet werden. Nach der Profilierung stehen mehrere Farbstrategien für das Material zur Verfügung. Welche Farbstrategie für das Material standardmäßig verwendet werden soll muss nach der Profilierung in Administration > Material gewählt werden.
Nicht alle Materialien importieren
Druckoperatoren müssen für Materialien verschiedene Tests durchführen bevor Sie sich sicher sind, welche Einstellungen die optimalen sind. Durch Testen entsteht schon die eine oder andere Materialeiche am Drucksystem. Dies ist auch der Grund weshalb wir uns entscheiden haben nicht jedes Material automatisch im Workflow zu übertragen.
Wir empfehlen Ihnen nur jene Materialien zu importieren, die für die Produktion verwendet werden sollen.
3. Druckersysteme Dritthersteller
Für Druckersysteme von Drittherstellern ist der Materialimport derzeit noch nicht möglich. In zukünftigen Versionen des Workflows werden wir Ihnen diese Möglichkeit jedoch zur Verfügung stellen können.
Artikel Update: Version 1.17.0 - 02/2024