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ISO 19593-1 – Processing Steps für die Verpackungs- und Etikettenindustrie

Aktualisiert am

1. Einleitung

In der ISO-Norm 19593-1 beschreibt eine Methode, wie Daten in einem PDF entsprechend den Verarbeitungsschritten von Druckprodukten gespeichert bzw. gekennzeichnet werden sollen.

In der Verpackungs- und Etikettenindustrie ist es bekannte Praxis PDF-Dateien zu verwenden worin Grafikobjekte, die zum Drucken, als auch Grafikobjekte, die in nachgelagerten Arbeitsschritten (Schneiden, Rillen, Lackieren us.) verwendet werden, vorhanden sind. Somit können in Druckdaten druckende und nicht-druckende Objekte sich befinden.

Technisch gesehen werden die Grafikobjekte dazu vereinfacht gesagt auf verschiedene Ebenen – sogenannte OCGs (optional content groups) – gelegt, die bei Bedarf ein- bzw. ausgeblendet werden können. So können beispielsweise beim Render der Druckdaten im RIP alle OCGs mit nicht-druckenden Objekten nicht verarbeitet werden bzw. können nicht-druckende Objekte wie Schneidelinien u.dgl. einfach ohne druckende Grafikobjekte an das Schneidegerät übergeben werden.

Genauer betrachtet werden Grafikobjekte in den Metadaten einer Gruppe und einem Typ zugewiesen. Die Gruppe ist nicht zwingend gleichzusetzen mit dem dadurch erzeugenden Ebenennamen. Der Name der Ebene kann somit frei, der Unternehmensgewohnheit entsprechend, benannt werden. Für die Gruppen Structural und Positions müssen Typen (vorgegebene oder frei definierte) zugeordnet werden. Für alle anderen Gruppen sind keine Typen vorgesehen.

Durch eine ISO-Norm kann eher sichergestellt werden, dass alle Ersteller von Druckdaten die nicht-druckenden Objekte auf die selbe Art kennzeichnen, um dadurch einen möglichst hohen Automatisierungsgrad in der Ausgabe von Druckdaten zu ermöglichen.

Nachfolgende Beschreibung zeigt auf, welche OCG für das bestimmte Grafikobjekt erzeugt werden soll und wie die Kennzeichnung der OCGs und deren Typen zu lauten hat, damit die PDF-Datei korrekt nach ISO 19593-1 erzeugt werden kann.

2. Processing-Steps-Gruppen

Nicht-druckende Objekte müssen nach ISO 19593-1 entsprechend ihrer Verwendung auf nachstehende OCGs (Ebenen) mit gleichem oder frei gewähltem Namen angelegt werden. Folgende Kennzeichnungen für Gruppen stehen zur Auswahl:

  • Structural – beinhaltet alle Objekte, die nachgelagerte Verarbeitungsschritte in der Endverarbeitung beschreiben.
  • Dimensions – beinhaltet alle Objekte, die zur Angabe von Größen (Linien, Pfeile und auch die Beschriftung (Maßeinheiten)) verwendet werden.
  • Braille – beinhaltet alle Objekte, die Braille Texte und Informationen darstellen.
  • Legend – beinhaltet alle Objekte, die zur Beschreibung von administrativen z.B: Produktinformationen und technischen Informationen z.B: Kontrollstreifen außerhalb des Druckproduktes verwendet werden.
  • Positions – beinhalten alle Objekte, die zur Positionierung von Informationen für verschiedene grafische und nicht-grafische Elemente verwendet werden..
  • White – beinhaltet alle Objekte, die mit der Druckfarbe Weiß gedruckt werden müssen, um auf metallische bzw. transparente Medien druckende Objekte farblich besser zu drucken.
  • Varnish – beinhaltet alle Objekte, die mit Lack veredelt werden müssen.

3. Processing-Steps-Typen

Objekte, die den einzelnen Processing-Steps-Gruppen zugewiesen wurden, sollten darüber hinaus als Schmuckfarbe angelegt werden. Damit dem Objekt, welchem eine Processing-Step-Gruppe zugewiesen wurde, eine Funktion zugewiesen werden kann, soll dem Objekt auch ein entsprechender Typ zugewiesen werden. Der Name der Schmuckfarbe muss nicht dem Namen des Typs tragen, da die Kennzeichnung des Typs innerhalb der Gruppe in den Metadaten erfolgt. Nachfolgend werden die Werte die für bestimmte Funktionen verwendet werden sollen pro Gruppe kurz erläutert.

3.1. Structural

Die Gruppe Structural stellt die umfangreichsten Anforderungen, da nachgelagerte Prozesse sehr vielschichtig sein können. Folgende Typen (Funktionen) sollen für Schmuckfarbobjekte verwendet werden:

  • Cutting – Objekte (Pfad) des Verarbeitungsschrittes Schneiden, womit das Druckprodukt vom Druckbogen herausgeschnitten wird. Beispiele: Schneidelinien, Stanze, Dieline, Thru-cut u.dgl.
  • PartialCutting – Objekte (Pfad) des Verarbeitungsschrittes Schneiden, womit Stellen des Druckproduktes am Druckbogen angeschnitten werden. Beispiele: Anschneiden, Rizzen, Kiss-cut u.dgl.
  • ReversePartialCutting – Objekte (Pfad) des Verarbeitungsschrittes Schneiden, womit Stellen des Druckproduktes auf der Rückseite des Druckbogens angeschnitten werden. Beispiele: Anschneiden, Rizzen, Kiss-cut u.dgl.
  • Creasing – Objekte (Pfad) des Verarbeitungsschrittes Rillen, die anzeigen wo das Material geknickt wird, um das anschließende Falten zu ermöglichen. Beispiele: Rillen, Crease, Groove u.dgl.
  • ReverseCreasing –Objekte (Pfad) des Verarbeitungsschrittes Rillen, die anzeigen wo das Material auf der Rückseite geknickt wird, um das anschließende Falten zu ermöglichen. Beispiele: Rückseitiges Rillen, Backside Crease, Backside Groove u.dgl.
  • CuttingCreasing – Objekte (Pfad) des Verarbeitungsschrittes Rillen bzw. Schneiden, die anzeigen wo das Material abwechselnd gerillt bzw. geschnitten wird. Beispiel: Rillen/Schneiden, Crease/Cut u.dgl.
  • ReverseCuttingCreasing – Objekte (Pfad) des Verarbeitungsschrittes Rillen bzw. Schneiden, die anzeigen wo das Material auf der Rückseite abwechselnd gerillt bzw. geschnitten wird. Beispiel: Rückseitiges Rillen/Schneiden, Backside Crease/Cut u.dgl.
  • PartialCuttingCreasing – Objekte (Pfad) des Verarbeitungsschrittes Rillen bzw. Schneiden, die anzeigen wo das Material abwechselnd partiell geschnitten bzw. gerillt wird. Beispiel: Partielles Rillen/Schneiden, Partial Cut/Crease u.dgl.
  • ReversePartialCuttingCreasing – Objekte (Pfad) des Verarbeitungsschrittes Rillen bzw. Schneiden, die anzeigen wo das Material auf der Rückseite abwechselnd partiell geschnitten bzw. gerillt wird. Beispiel: Rückseitiges partielles Rillen/Schneiden, Backside Partial Cut/Crease u.dgl.
  • Drilling – Objekte (Fläche) des Verarbeitungsschrittes Bohren, die anzeigen wo eine Bohrung in beabsichtigter Größe zu erfolgen hat. Beispiel: Bohrung, Loch, Hole u.dgl.
  • Gluing – Objekte (Fläche) des Verarbeitungsschrittes Verklebung, die anzeigen wo Klebstoff aufgetragen wird. Beispiel: Kleber, Glue, Leim u.dgl.
  • FoilStamping – Objekte (Fläche) des Verarbeitungsschrittes Folienprägung, die anzeigen wo Folien durch Heißklebeprägung angebracht wird. Beispiel: Heißklebefolie, Hotfoil, u.dgl
  • ColdFoilStamping – Objekte (Fläche) des Verarbeitungsschrittes Folienprägung, die anzeigen wo Folien durch Kaltklebeprägung (d.h. mit Klebstoff) angebracht wird. Beispiel: Kaltklebefolie, Coldfoil, u.dgl.
  • Embossing – Objekte (Fläche) des Verarbeitungsschrittes Prägung, die anzeigen wo eine Prägung angebracht wird. Beispiel: Prägung, Emboss, u.dgl.
  • Debossing – Objekte (Fläche) des Verarbeitungsschrittes Prägung, die anzeigen wo eine Einprägung angebracht wird. Beispiel: Einprägung, Deboss, u.dgl.
  • Perforating – Objekte (Pfad) des Verarbeitungsschrittes Perforierung, die anzeigen wo eine Perforation erzeugt werden muss. Beispiel: Perforation, Perfo,  Perforation, u.dgl.
  • Bleed – Objekte (Pfad) des Verarbeitungsschrittes Anschnitt, die den für den Druck vorgesehenen Beschnitt angeben. Beispiel: Anschnitt, Beschnitt, Überfüller, Bleed, u.dgl.
  • VarnishFree – Objekte (Fläche) die den Bereich umschließen in dem keine Lackierung zulässig ist. Beispiel: Lackfrei, Nicht lackiert, No Varnish, u.dgl.
  • InkFree – Objekte (Fläche) die den Bereich umschließen in dem keine Druckfarbe zulässig ist. Beispiel: Unbedruckt, Farbenfreie Fläche, No Ink, Ink free, u.dgl.
  • InkVarnishFree – Objekte (Fläche) die den Bereich umschließen in dem keine Druckfarbe und keine Lackierung zulässig ist. Beispiel: Unbedruckt, Druckfreie Fläche, u.dgl.
  • Folding – Objekte (Pfad) des Verarbeitungsschrittes Falten, die anzeigen wo das Material geknickt wird ohne vorher eine Rillung anzubringen. Beispiele: Falten, Folding u.dgl.
  • Punching – Objekte (Fläche) des Verarbeitungsschrittes Stanzung, die anzeigen wo eine Stanzung in beabsichtigter Größe zu erfolgen hat. Beispiel: Ösen, Halterung, Grommets u.dgl.
  • Stapling – Objekte (Fläche) des Verarbeitungsschrittes Heftung, die anzeigen wo eine Klammerung/Heftung in beabsichtigter Größe zu erfolgen hat. Beispiel: Heftung, Klammer u.dgl.

3.2. Positions

Für die Gruppe Positions – Positionierung von Informationen für verschiedene grafische und nicht-grafische Elemente – stehen weniger Typen zur Auswahl:

  • Hologram – Objekte (Fläche), die die Position für Hologramme anzeigen.
  • Barcode – Objekte (Fläche), die die Position für Barcodes anzeigen.
  • ContentArea – Objekte (Fläche), die Bereiche kennzeichnen, in denen es erlaubt ist, Text und andere grafische Elemente zu platzieren.
  • CodingMarking – Objekte (Fläche), die Bereiche kennzeichnen, in denen zusätzliche Informationen, die nicht in der PDF-Datei enthalten sind, in der Weiterverarbeitung auf die Verpackung gedruckt werden. Beispiele:  Mindesthaltbarkeitsdatum, Chargennummern, Produktionsdaten und Rückverfolgungscodes u.dgl.
  • Imprinting – Objekte (Fläche), die Bereiche kennzeichnen, in denen zusätzliche Informationen (z.B. variable Daten) auf vorgedruckten Elementen angebracht werden.

3.3. Dimensions, Braille, Legend, White and Varnish

Wen die Processing-Step-Gruppe einen anderen Wert als Structural oder Positions besitzt, darf ein Processing-Steps-Typ nicht vorhanden sein, oder er muss einen benutzerdefinierten Wert haben. Der Einfachheit halber sollte die Bezeichnung der Gruppe auch für die Bezeichnung des Typs verwendet werden, wodurch das Suchen von Elementen auf Basis des Typs immer zu einem Ergebnis führt.

Während bei Braille Flächen gekennzeichnet werden können bei den anderen Gruppen einzelne Objekte als Linien, Flächen oder Text damit gekennzeichnet werden.

4. Farbigkeit und Positionierung

Objekte – Pfad und/oder Flächen – die als Processing-Step-Objekte gekennzeichnet sind unterliegen auch in Sachen Farbigkeit und Positionierung entsprechenden Regelwerken.

  • Objekte, die nicht das Druckprodukt überschneiden dürfen, können jeglichen Farbmodus, Überdruckstatus oder Transparenz-Überblendungsmodus besitzen. Sie müssen nur vollständig außerhalb des Druckproduktes (inklusive Anschnitt) positioniert werden. Solche Objekte gehören meistens zur Gruppe Dimensions oder Legend.
  • Objekte, die das Druckprodukt überschneiden dürfen, müssen als überdruckendes Schmuckfarbobjekt angelegt werden. Als Schmuckfarbname kann jeglicher Namen ausgenommen All,  None, Cyan, Magenta, Yellow und Black verwendet werden. Dafür können die Objekte an beliebiger Position innerhalb des Medienrahmens positioniert werden. Solche Objekte gehören meistens zur Gruppe Structural, Positions, Braille, White oder Varnish.
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